
Wie wir die Beraterrolle revolutionieren und welche Bedeutung das für Berater:innen und Unternehmen hat
Diese Themenbereiche finden Sie im Blog-Artikel ‘Beraterrolle revolutionieren’:
Die Branche der Unternehmensberatung schafft es immer wieder in die Schlagzeilen. Meist fokussiert die Berichterstattung auf die negativen Aspekte. Unternehmensberatung kann sehr teuer sein. Und manchmal fragt man sich, ob das Geld gut investiert ist. Denn nicht immer entsprechen die Beratungsergebnisse den Erwartungen.
Dabei werden die positiven Aspekte gerne übersehen. Berater sind echte Experten in ihren Disziplinen und bringen Expertenwissen mit. Sie können Unternehmen auf Kurs bringen. Mit dem unvoreingenommenen Blick von außen geben sie neue Blickwinkel und Lösungsmöglichkeiten.
In unserem Artikel sehen wir uns die Missstände an. Wir sagen Ihnen, was uns zur Revolution motiviert, wie wir bei twinnovativ die Rolle der Unternehmensberater revolutionieren, wie sie unserer Meinung nach im Zielbild aussieht und welche Bedeutung das für die Mitarbeitenden und Unternehmen hat.
Unsere Motivation zur Revolution
In der Welt der Unternehmensberatung haben wir unsere eigenen Erfahrungen gemacht und eine dringende Notwendigkeit zur Revolutionierung der Beraterrolle erkannt.
Wir stellen immer wieder fest, dass es in anderen Beratungshäusern vor allem um den Profit geht. Darum, wer die teuerste Uhr trägt bzw. das größere Auto fährt. An den Verkehrsknotenpunkten, wie Flughäfen und Bahnhöfen, findet man anzug-/kostümtragende Menschen, die alle gleich aussehen und subsumiert automatisch Kompetenz. Es ist sexy, wenn man davon erzählt, dass man als Berater 80 Stunden in der Woche arbeitet. Kommt dabei noch etwas Sinnvolles raus?
Junge Berater werden nicht selten ausgenutzt. Junge Berater, die noch über wenig Berufserfahrung verfügen, sind oft im Einkauf günstig. Das bedeutet in der Konsequenz, dass diese Menschen mehr Betreuung, mehr Weiterbildung und mehr Zeit benötigen, um für günstiges Geld dem Kunden eine sinnvolle Lösung zu liefern. Wir setzen im Wissensmanagement an. Der Senior-Berater ist angehalten, Erfahrungsberichte inkl. Lösungsansätze zur Verfügung zu stellen.
Aufgrund ihres Lebensalters haben junge Menschen noch nicht so viel Berufserfahrung sammeln können. Der zeitlichen und fachlichen Überforderung sollte mit Wissensentwicklung entgegengewirkt und auch dem Kunden signalisiert werden, dass die Entwicklungszeit von Lösungen auch mehr Zeit benötigt: Dafür kostet der Junior weniger. Der Kunde sagt ja und wundert sich trotzdem, warum am Ende die Ergebnisse nicht so schnell vorhanden oder nicht bis zum Ende durchgedacht sind. Ist es das, was wir unter qualitativer Beratungsleistung verstehen?
Unsere Wahrnehmung ist auch, dass die Bezahlung von Berater:innen bedeutet, auch immer und zu jeder Zeit zur Verfügung zu stehen. Am Ende gehören immer zwei Seiten zu solch einer Situation. Auf der einen Seite gibt es den Kunden, der mit Projektmanagement nicht umgehen möchte, eine eigene zeitliche Agenda fährt und auf der anderen Seite gibt es den Berater, der dem Kunden alle zeitlichen Engpässe zugesteht. Das führt dann zu Nachtschichten und Personalausbeutung. Redet darüber und plant eure Projekte vorausschauend.
Wie lange wollen und können wir das noch so weitermachen? So lange bis die Burn-out Kliniken einen deutschlandweiten Aufnahme-Stopp verhängen? So lange bis die Beraterrolle im Image noch mehr verliert und wir dem Fachkräftemangel noch weniger Herr werden?
Am Ende lassen wir uns an den Inhalten, dem Vorgehen und unserer Haltung bzw. am Ergebnis messen. Wir sind Fans von Menschen. Wir arbeiten mit unterschiedlichen Tempi. D. h., dass der ein oder andere nun mal mehr Zeit braucht, um eine Veränderung mitgehen zu können. Dies ist bei unseren Kunden nicht anders. Die Ungeduld ist jedem ins Gesicht geschrieben und dennoch muss uns bewusst sein, dass wir mit unterschiedlichen Persönlichkeitstypen zu tun haben. Nur wir selbst können uns ändern. Wenn wir mit dem nackten Zeigefinger auf unser Gegenüber zeigen, bewirkt das nichts. Jeder muss bei sich selbst beginnen und lernen, mit den individuellen Gegenüber umzugehen.
Zudem beschränkt sich die herkömmliche Herangehensweise in der Projektarbeit oft stark punktuell auf die spezifische Aufgabe im jeweiligen Projekt. Dabei fokussieren Berater sich auf isolierte Probleme oder Herausforderungen, ohne den größeren Kontext und die wechselseitigen Beziehungen im Unternehmen zu berücksichtigen. Diese eingeschränkte Sichtweise kann dazu führen, dass die systemischen Zusammenhänge übersehen werden und Lösungen oft nicht nachhaltig für den Auftraggeber sind.
Es ist an der Zeit, die Beraterrolle zu revolutionieren!
Wie wollen wir die Beraterrolle revolutionieren?
Fokus auf die Mitarbeitenden: Die Berater:innen sind unser Kraftwerk. Sie geben ihre Kompetenz und ihr Wirken. Mehr Zeit eines Tages verbringen sie in der Zusammenarbeit mit Kunden als mit ihrer Familie. Die Wertschätzung ihrer Arbeit, die Schaffung gesunder Arbeitsbedingungen sowie die Nutzung von Fortbildungsmöglichkeiten ist für uns essenziell.
Fokus auf den systemischen Ansatz: Unsere Berater:innen erweitern ihre Perspektive auf die einzelnen Elemente eines Systems. Sie prüfen die Wechselwirkungen innerhalb des Systems sowie darüber hinaus. So gelingt es uns, die Beratung in eine ganzheitliche und nachhaltige Richtung zu lenken.
Fokus auf langfristigen Kundenerfolg: Mit zufriedenen Mitarbeitenden und dem systemischen Ansatz stellen wir sicher, dass Unternehmen nicht nur kurzfristige Herausforderungen bewältigen, sondern auch langfristig erfolgreich agieren, die bestmöglichen Ergebnisse erzielen sowie selbstwirksam werden.
Wie genau sieht die neue Beraterrolle aus?
In der zukünftigen Beraterrolle, die wir anstreben, wird sich ein deutlicher Wandel vollziehen. Berater:innen werden nicht nur als Problemlöser, sondern als ganzheitliche Unterstützer auftreten. Sie werden mit mehr Sensibilität und einer breiteren Wissensbasis ausgestattet sein. Das bedeutet, dass sie nicht nur in ihrem Fachgebiet versiert sind, sondern auch über interdisziplinäre Kenntnisse wie z. B. systemische Denkweise, Wissensmanagement oder wirtschaftspsychologische Grundlagen verfügen. Diese ermöglichen es ihnen, eine Vielzahl von Perspektiven und Fachgebieten in ihre Beratung einzubeziehen. So werden die Herausforderungen und Chancen der Kunden umfassender verstanden und kreativ und innovativ gelöst.
Diese neuen Berater:innen sind befähigt, die Situationen im Zusammenhang des gesamten Unternehmens zu stellen, die Wechselwirkungen zu erkennen und somit Lösungen gemeinsam mit dem Kunden zu erarbeiten und somit das Problem an der Wurzel zu packen. Mit Hilfe von Wissensmanagement stellen die Beratenden sicher, dass Erkenntnisse und bewährte Praktiken effektiv genutzt und weitergegeben werden, um eine nachhaltige Entwicklung des Kunden zu unterstützen.
Die interdisziplinäre Denkweise wird den Kern dieser neuen Beraterrolle bilden. Sie werden nicht mehr in starren Silos arbeiten, sondern in der Lage sein, Wissen und Fachkenntnisse aus verschiedenen Disziplinen zu integrieren, um ein umfassendes Verständnis und innovative Lösungen zu entwickeln. Genauso werden sie verstärkt Beratungspartner in Projekte einbeziehen, um das Spektrum an Fachwissen und Erfahrungen zu verbreitern.
Das kostet bestimmt viel Geld?!
Das ist die Gretchenfrage. Ist Ihnen die Arbeit mit den Belangen, Bedürfnissen, Ängsten und Wahrnehmungen Ihrer Mitarbeiter das nicht wert? Wenn wir langfristige Erfolge erzielen wollen, benötigen wir genau diesen Blickwinkel. Wenn wir die Fluktuation reduzieren und die Bindung der Mitarbeitenden stärken wollen, braucht es die Auseinandersetzung mit dem Gegenüber. Ja, das kostet Zeit und ja, Qualität kostet auch Geld. Noch mehr, weil kein Mensch wie der andere ist und hierin die Komplexität für Berater:innen steigt. Dennoch ist das am Ende der Schlüssel zum Erfolg.
Warum brauchen Unternehmen andere Berater?
In der heutigen Geschäftswelt sind Veränderungen schneller und unberechenbarer als je zuvor. Wir alle haben von VUCA gehört – Volatilität, Unsicherheit, Komplexität und Mehrdeutigkeit. Doch in letzter Zeit hat sich ein neuer Begriff in unseren Köpfen verfestigt: BANI. Es steht für brüchige (brittle), ängstliche (anxious), nicht-lineare (non-linear) und unbegreifliche (incomprehensible) Zustände.
Warum dieser Wandel? Weil sich die Dynamik unserer Welt dramatisch verändert hat und die menschlichen Aspekte in den Mittelpunkt rücken. Es geht um uns Menschen und unsere Emotionen. Das braucht Raum, Zeit, Dialog und v.a. unermüdliche Auseinandersetzung.
Brüchig (Brittle): Unsere Verbindungen und Strukturen sind zerbrechlicher geworden. Wir müssen flexibler sein, um den Herausforderungen standzuhalten.
Ängstlich (Anxious): Die Unsicherheit in unserer Welt kann Ängste auslösen. Es ist wichtig, diese Ängste anzuerkennen und einen Weg zu finden, damit umzugehen.
Nicht-lineare (Non-linear): Die Veränderungen sind ungleichmäßig. Wir navigieren durch ein Netz von miteinander verknüpften Veränderungen, die oft unvorhersehbar sind.
Unbegreiflich (Incomprehensible): Die Welt kann manchmal schwer zu verstehen sein. Es ist in Ordnung, wenn wir nicht alles auf Anhieb begreifen. Wir können gemeinsam daran arbeiten, sie besser zu verstehen.
Für die Beraterrolle in der BANI-Welt ist es entscheidend, sich auf Empathie, Resilienz und Verständnis füreinander zu konzentrieren. Emotionen spielen eine große Rolle, wenn es darum geht, Veränderungen umzusetzen und erfolgreiche Lösungen im Unternehmen zu etablieren. Immer wieder stellen wir fest, dass Emotionen abgelehnt werden bzw. als unberechenbares Etwas wahrgenommen werden. Dann doch lieber mit berechenbaren Menschen arbeiten? Das ist vermeintlich die einfachste Lösung, nur schieben wir das Problem unter einen großen Teppich.
Die Einführung der neuen Beraterrolle hat weitreichende Bedeutung:
- Sie bedeutet den Zugang zu einem erweiterten Arsenal an Wissen, Kompetenzen und kreativen Denkansätzen.
- Mit Beratern, die sensibler, breiter aufgestellt und interdisziplinär denken, können Unternehmen auf eine breite Palette von Werkzeugen zugreifen, um ihre Herausforderungen zu bewältigen und Chancen zu nutzen, und zwar genauso, wie es die Organisation braucht und verträgt.
- Die Fähigkeit, Themen in ihren Kontext zu stellen und Wechselwirkungen zu verstehen, ermöglicht es Unternehmen, ganzheitliche und nachhaltiger Lösungen zu entwickeln.
- Der systemische Ansatz und Wissensmanagement sorgen für eine bessere Steuerung und Nutzung der internen Ressourcen und ermöglichen eine umfassende Entwicklung der Organisation.
- Letztendlich unterstützt die neue Beraterrolle in Unternehmen eine verstärkte Fähigkeit zur Anpassung, Innovation und langfristigen Wettbewerbsfähigkeit in einer sich ständig wandelnden Geschäftswelt.
Fazit zur neuen Beraterrolle: Neue Horizonte für Unternehmen und Berater:innen
Insgesamt bedeutet die neue Beraterrolle eine Verschiebung von der traditionellen Beraterpraxis hin zu einer vielfältigeren, flexibleren und zukunftsorientierten Rolle. Die Berater:innen haben die Möglichkeit , sich v. a. menschlich weiterzuentwickeln und ihre Erfahrungen und Fähigkeiten in einem breiteren beruflichen Spektrum einzusetzen. Das erfordert die Wertschätzung der Arbeit der Berater:innen, die Schaffung gesunder Arbeitsumgebungen und Arbeitszeiten. Es erfordert die eine Haltung: Menschen sind die Lösung.
Diese Veränderung in der Beraterrollen bedeutet für Unternehmen den Zugang zu einem erweiterten Spektrum an Wissen und Fähigkeiten, die sie dabei unterstützen, Herausforderungen zu bewältigen und Chancen zu nutzen. Die ganzheitliche und nachhaltige Herangehensweise ermöglicht es Unternehmen eine effektivere Anpassung und langfristige Wettbewerbsfähigkeit in einer sich ständig wandelnden Welt.

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