Interview zum Strategieprojekt
bei der Steuerberatungsgesellschaft / Wirtschaftsprüfungsgesellschaft RBT Römer Bölke Welter Memmler Treuhand GmbH
Wir stellten Herrn Stephan Römer, geschäftsführender Partner bei RBT, RA WP StB FA f. Steuerrecht diese Fragen:
Ausgangslage / Aufgaben- und Zielstellung
Herr Römer, wie war die Ausgangslage vor dem Strategie-Projekt?
Ursprünglich sollte es ein Prozessprojekt werden. Doch wir haben in der ersten Aufnahme der Prozesssituation festgestellt, dass wir Unklarheiten über die Ziele und die Wege zur Zielerreichung zwischen den Gesellschaftern hatten. Dafür brauchten wir zuerst einen strukturierten Strategieprozess, um voranzukommen. Der Ausgangspunkt war, das Bewusstsein über die Notwendigkeit unserer Weiterentwicklung. Uns wurde bewusst, dass wir diesen Prozess brauchen. Uns wurde aber auch bewusst, dass wir das nicht intern schaffen mit unseren Bordmitteln. Also engagierten wir twinnovativ.
Vor welchen Herausforderungen stand RBT, bevor das Strategie-Projekt umgesetzt wurde?
Wir standen vor der Herausforderung des Zusammenwachsens von 4 bzw. 3 Partnern im Wissen darum, dass einer bald altersbedingt ausscheiden wird.
Gleichzeitig wussten wir, dass wir sehr unterschiedliche Ausgangvorstellungen vom Schwerpunkt der Kanzleitätigkeit und Mandantenbetreuung hatten. RBT ist eine Kanzlei, die sowohl Wirtschaftsprüfungstätigkeit, Anwaltstätigkeit als auch Steuerprüfungstätigkeit erbringt. Zwei der Partner bringen sogar eine 3‑fach-Qualitikation mit. Es hat sich in der Startphase des Projektes herausgestellt, dass wir sehr unterschiedliche Vorstellungen darüber hatten, ob wir eine WP-Kanzlei oder eine Beratungskanzlei sind.
Welche Zielstellung erfüllt das Strategie-Projekt?
Das Ziel des Strategie-Projektes war, zu definieren, wo wir hinwollen, wo wir unsere Schwerpunkte in Zukunft sehen. Wir wollten eine einheitliche Kanzlei daraus entwickeln, die in ihren Strukturen, in ihrem Ineinandergreifen und ihren Prozessen so abgestimmt ist, dass sie sinnvoll und optimal arbeitet. Das Endziel war: Mehr Gewinn machen.
Lösungsansatz / Herausforderungen
Bitte beschreiben Sie die Lösung im Strategie-Projekt. Wie ist das Projekt abgelaufen?
Das Projekt lief über mehrere Blöcke mit sehr konzentrierter und sehr strukturierter Arbeit. Wir haben uns jeweils im Lauf des letzten Jahres 4‑mal für 1 oder 2 Tage zusammengesetzt. So sind wir an die Themen herangegangen, die nach unserer Zielanalyse und unserer Struktur nötig waren.
Eingangs hatten wir einen 2‑tägigen Block zur Zieldefinition und sind dann in mehreren Blöcken die Umsetzung einzelner Teilschritte angegangen. Wobei sich das dynamisch entwickelt hat. Es kamen Themen auf, die das weitere Projekt verändert haben.
Was sind die Highlights?
Ein Highlight war die Effizienz der Zieldefinition, die Zielorientierung im ersten Projektmeeting über zwei Tage. Am Schluss sind wir mit einerseits unerwarteten Erkenntnissen, andererseits mit konkreten Ergebnissen und Folgeterminen herausgekommen. Das hat mich erfreut. Ich habe nicht damit gerechnet, dass wir in den zwei Tagen an dieser Stelle so weit kommen.
Ich hatte den Eindruck, dass die Dynamik im Prozess, die entstanden ist, einen Teil meiner Partner sehr überrascht hat. Es war ein anderes Ergebnis, als meine Partner sich vorgestellt hatten und damit mussten sie erst einmal umgehen.
Zu welcher Entwicklung haben diese unerwarteten Erkenntnisse geführt?
Sie haben zu einer guten Entwicklung und vor allem zu Klärungen geführt: Ein Partner scheidet aus, weil wir im Ergebnis dieses Prozesses gesehen haben, dass wir nicht zusammenpassen. Dafür war der erste 2‑tägige Block im Nachhinein ausschlaggebend. Am Ende dieses Blocks waren alle Themen auf dem Tisch: die Themen, in denen Einigkeit bestand, aber auch die, die wir nicht übereingekriegt haben. Es klingt ein bisschen komisch, wenn man sagt, das positive Ergebnis ist, dass man sich trennt, aber das positive Ergebnis des Projektes ist, dass wir Klarheit gewonnen haben. Das zu akzeptieren hat für alle ein paar Monate gebraucht.
Gab es Schwierigkeiten und wie wurden sie gelöst?
Es gab Schwierigkeiten aufgrund unserer Arbeitsweise und Struktur vor allem bei der Terminfindung. Wir sind vier Inhaber mit ihren Teams, die intensiv projekt- und termingetrieben in die jeweilige Projektarbeit eingebunden sind. Es war schwierig, Zeitfenster für die Projektarbeit herausschneiden.
Mein persönlicher Eindruck war, dass wir erstaunlich viele interne Kapazitäten des Projektes auf Themen verwendet haben, die nicht projektbezogen, gelöst werden müssten. Manche Details hätten schon früher kanzleiintern Beachtung finden müssen. Dann wären wir im Projekt fokussierter vorgegangen.
Wie wurde das Projektmanagement organisiert?
Bei RBT wurde ein Partner benannt als verantwortlicher Ansprechpartner und Koordinator. Auf Beraterseite gab es ebenfalls einen Ansprechpartner.
Welche Key Player braucht eine Kanzlei im Strategie-Projekt?
Es braucht auf Kanzleiseite einen verantwortlichen Projektkoordinator plus die Bereitschaft aller, die daran mitwirken, sich zu verändern. Der inhaltliche Projektverantwortliche kanalisiert die Themen, gibt sie weiter und entscheidet. Er sollte auf Kanzlei-Leitungsebene angesiedelt sein, als Schnittstelle zu der Geschäftsleitung und den Entscheidungsgremien.
Außerdem braucht es einen Verantwortlichen auf Assistenzebene, der die gesamte Koordination macht, Termine findet, dokumentiert und Fakten verteilt ohne Eigeninteresse am Ergebnis.
Welche Rolle spielen die Partner im Strategie-Projekt?
Die Partner der Kanzlei sind ein Mittel zwischen Keyplayer und Stakeholder. Sie sind Keyplayer, weil sie die künftige Entwicklung der Kanzlei im Rahmen eines Strategie-Projektes definieren und die Ergebnisse mittragen können. Jeder Einzelne muss mit seinen Themen Berücksichtigung finden. Am Ende ist jeder Partner oder Mitgesellschafter ein Keyplayer. Wenn er sich in der Strategie nicht wiederfindet, hat es keine Zukunft. Der Begriff des Key-Stakeholder ist an dieser Stelle interessanter.
Gibt es No-Go Kriterien zur Entwicklung einer Kanzleistrategie aus Ihrer Sicht?
Ein No-Go sind unterschiedliche Verständnisse von Mitarbeiterführung und Mandantenbetreuung. Wenn die Partner an den Punkten nicht übereinstimmen, können sie sich eine Kanzleistrategie sparen. Dann wird kein einheitlicher Auftritt gefunden, egal welche Überlegungen zu Werten, Zielen, zur Kanzlei gemacht werden. Das zentralste Element ist die Frage der Mitarbeiterführung, des Umgangs mit dem Mitarbeiter.
Warum ist für Sie die Mitarbeiterführung zentraler als die Mandantenbetreuung?
Weil ich ein Team brauche. Und dieses Team besteht nicht nur aus mir und meinen Mandanten, sondern es besteht genauso aus den Mitarbeitern. Wenn die Mitarbeiter nicht mitziehen, nicht bleiben, wenn ich Fluktuation bei den Mitarbeitern habe, dann kann ich Mandaten auch nicht betreuen. Oder ich betreue meine Mandanten und verdiene damit kein Geld, weil ich damit beschäftigt bin, neue Mitarbeiter einzuarbeiten. Ich brauche als Kanzlei einen Stab von Mitarbeitern, der dem Mandanten bekannt ist und zu dem die Mandanten Vertrauen haben. Den kriege ich aber nur, wenn ich die Mitarbeiter entsprechend behandle. Ich sage seit vielen Jahren, jeder Berater hat die Mandanten, die er verdient. Das gilt genauso für die Mitarbeiter.
Sind Sie persönlich mit Ihrer Mitarbeitersituation zufrieden?
Ich bin persönlich mit meinen Mitarbeitern hochzufrieden. Ich habe momentan ein stabiles Kernteam, mit denen ich seit 8 Jahren zusammenarbeite. Die Frage ist, ob man Mitarbeiter lieber als Menschen behandelt und sieht oder ob man sie als Arbeitsmittel betrachtet. Auch das war einer der Punkt, an dem sich in der Strategiearbeit herausgestellt hat, dass wir da unterschiedliche Verständnisse haben. Es macht sich an Punkten deutlich, wie z. B begrüßt und verabschiedet man die Mitarbeiter oder geht man nur ins Büro und abends wieder raus. Ein „Guten Morgen“ nützt dem Betriebsklima unglaublich. Das ist ein Punkt, den die Mitarbeiter sehr genau registrieren. Wenn man sie morgens begrüßt und mit Namen anspricht, ist das was anderes, als wenn Sie nach 2 Stunden feststellen, dass der Chef gar nicht mehr da ist. Dieser Unterschied ist elementar für Bindung der Mitarbeiter an die Kanzlei.
Ergebnisse / Mehrwert für Auftraggeber
Gibt es schon Ergebnisse und was wurde erreicht?
Wir entwickeln uns in der Frage, wo wir mit der Kanzlei hinwollen, was wir erreichen wollen, in Richtung, die wir uns anfangs vorgenommen haben. Wir sind noch nicht völlig angekommen, aber wir gehen in die richtige Richtung.
Was war für Sie persönlich Ihre größte Erkenntnis bei der Strategiearbeit?
Meine größte Erkenntnis war: Wir hatten die Strategie für die Kanzlei erst einmal mandatsbezogen entwickelt. Doch jetzt hilft sie uns in der Mitarbeitersuche unglaublich weiter. Wir sind sehr viel klarer in der Formulierung von Stellenanzeigen und Stellenbeschreibungen, weil wir uns darüber klar geworden sind, was wir wollen.
Was würden Sie im nächsten Projekt anders machen?
Ich würde darauf Wert legen, dass wir in festen Intervallen Feedbackgespräche haben über den Stand mit dem Berater: Was ist passiert, wo geht es hin, wie geht es weiter. Ich würde mir niemals erwarten, dass ein Ergebnis vorgelegt wird. Aber im Nachhinein, haben wir zu oft Phasen laufen lassen, in denen wir uns mit Nebenschauplätzen beschäftigt haben.
Final
Gibt es Tipps, die Sie anderen Kanzleien vor einem ähnlichen Projekt geben würden, um es erfolgreich umzusetzen und keine kapitalen Fehler zu machen?
Ich würde empfehlen, drauf zu achten, dass der Fokus immer auf der Strategie bleibt. Strategiethemen dürfen nicht in der Allgemeinheit der Tagesfragen untergehen. Es ist fordernd, beim Strategiethema zu bleiben und nicht beim aktuell aufgetauchten Thema.
Anders gesagt, im Rahmen des Projektes treten natürlich Themen auf, die das Daily Business betreffen. Diese Themen müssen auch gelöst werden, aber sie sollten nicht in der Metaebene des Strategie-Projektes abgehandelt werden. Sind nicht teil des Strategieprozesses, sondern eine aktuelle Problemstellung.
Was würden Sie konkret über die Zusammenarbeit mit Frau Anzer sagen und wie konnte sie zum Erfolg des Projektes beitragen?
Zum Erfolg des Projektes hat Frau Anzer durch gute Fragestellungen beigetragen. Sie hat die Themen adressiert und dann die Lösungsmöglichkeiten zusammengeführt. Diese Arbeit war extrem gut.
Geführt von twinnovativ, am 14.03.2022
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